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Gertrude Hennefeld

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Geboren 1943 in Wien, 1945 Tod des Vaters. Meine Mutter, die eine Ausbildung auf der Akademie für angewandte Kunst hat, zieht die Kinder (Sohn Walter, geb. 1939 und mich) allein auf. Trotz Not in den ersten Nachkriegsjahren spielt das soziale Element eine große Rolle. Jeder Gast ist willkommen. Das Vorhandene wird eben noch einmal geteilt. Aufgewachsen in einem Haus gemeinsam mit Großeltern, Tanten und Onkeln verschiedenster politischer Ansichten von linkssozialistisch bis monarchistisch und allem, was dazwischen ist.

Nach Abschluss der Schule Jusstudium. Danach Heirat mit dem in Ungarn gebürtigen Stefan Hennefeld (geflüchtet 1957 aus Ungern zunächst nach Jugoslawien, von dort nach Österreich).

Geburt der zwei Söhne Thomas und Andreas, denen ich mich neun Jahre ausschließlich widme.

Abschluss des Gerichtsjahres, anschließend Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei, vor allem mit Schwerpunkt auf Mieten- und Exekutionsrecht. Dies prägt mich und meine Haltung zum staatlichen Recht und zur Praxis sehr.

Beendigung dieser Tätigkeit. Sabbatjahr. 4-wöchige Reise nach Bourkina Faso im Rahmen eines Entwicklungszusammenarbeitsprojektes. Tätigkeit für Amnesty International. Prozessbeobachtung in Ungarn, Mitarbeit in der Flüchtlingsgruppe.

Ab 1989 offiziell Aufbau der Evangelischen Flüchtlingsberatung in Traiskirchen, deren Leitung ich bis zu meiner Pensionierung 2003 habe.

Was immer wir tun wollten: zunächst war es eine echte „Grassroots-Organisation“, das heißt: keine finanziellen Mittel, kein Büro, keine Notquartiere, dafür ein ambitioniertes Programm. Wir wollten bedingungslos auf der Seite derer stehen, die schutzlos waren.

Von Anfang an war klar, dass Rechtsberatung allein nicht ausreichend ist. Gesucht wurde immer nach ganzheitlichen Lösungen (Unterbringung, Versorgung mit dem Lebensnotwendigen, soziale und seelische Betreuung, und natürlich auch Rechtsberatung). Wichtig war uns im Rahmen der Evangelischen Kirche die Weitergabe von seriöser Information und Sensibilisierung der Österreicher für die Probleme der Flüchtlinge.