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Szigmond Varga

Dr. Zsigmond Varga wurde am 9. September 1919 in Debrecen/Ungarn geboren. Dort studierte er Theologie und Altertumswissenschaften. Als junger Vikar trat er für die Gemeinschaft der Studierenden ein. 1942 legte Varga den Doktor phil. mit summa cum laude ab, was ihm ein ungarisches Staatsstipendium eintrug. So konnte er sein Theologiestudium in Basel, Genf und Wien fortsetzen. 

1943 besuchte er in Basel die Vorlesungen des Theologen Karl Barths und knüpfte in Genf Kontakte zur Ökumene. 1944 wurde Varga Doktoratsstudent an der Wiener Evangelisch-theologischen Fakultät. Neben seinem Studium bekam er von seiner ungarischen Kirchenleitung den Auftrag, als Seelsorger die in Wien lebenden ungarischen Reformierten zu betreuen und ungarisch-sprachige Gottesdienste zu halten. Gerade dieser Dienst am Wort Gottes, das gemäß der Theologie Karl Barths den absoluten Vorrang gegenüber allen Worten, Befehlen und Anmaßungen der Diktatoren hat, brachte ihn mit dem Nationalsozialismus in Konflikt.

Seine Predigten zeichnen ein klares Bild seines biblisch-reformierten Glaubens, aber auch über sein Bekenntnis „Christus allein“. In einer Predigt heißt es, dass Jesus „der einzige Führer ist, der auf einem weißen Pferd reitend kommt“, eine klare Absage an Hitler und den ungarischen Reichsverweser Horthy. Sein Nein gegenüber den Heilsbringern „Volk“, „Rasse“, „Blut“, „Sozialismus“ und „Humanismus“, lässt begreifen, warum er den Machthabern ein Dorn im Auge war.
Am 19. Oktober 1944 wurde er nach einem Gottesdienst von der Gestapo verhaftet. 

Der Verhaftung war Folgendes vorausgegangen: An einem Sonntag im Oktober 1944 war Varga von einem in Zivil auftretenden Gestapo-Agenten ungarischer Herkunft unterbrochen worden, der in Richtung Kanzel kommandierte: „Ich entziehe Ihnen das Wort!“ Die Antwort Vargas von der Kanzel folgte prompt: „Dazu haben Sie kein Recht! Sie dürfen den Gottesdienst nicht stören!“ Wenige Tage später kamen Gestapoleute mit Haftbefehlen ins Collegium Hungaricum und verhafteten zwei Kommilitonen. Dr. Varga nutze nicht die Gelegenheit, um zu verschwinden, sondern stellte sich selbst der Gestapo. Die Anklage gegen ihn lautete: Abhören von Feindsendern, seine öffentlich geäußerte Hoffnung, dass die Bombardierung durch die Alliierten das baldige Ende des blutigen Krieges bedeute, und seine Feindseligkeit gegenüber den Nationalsozialisten. 

Nach Haft in der Roßauerkaserne, wo er an Typhus erkrankte, wurde er nach Mauthausen und später nach Gusen gebracht, wo er am 5. März 1945 starb. Die Gestapo vermerkte als Todesursache “Herzmuskelschwäche-Pneumonie”. Das war die Umschreibung dafür, dass jemand direkt oder indirekt vom Faschismus ermordet worden war.

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