Milada Horáková
Milada Horáková wuchs in einem aufgeklärten Elternhaus auf, genoss eine ausgezeichnete Schulbildung, absolvierte ein Jusstudium und wurde zur Dr. jur. promoviert. Anschließend war sie in der Stadtverwaltung von Prag tätig, arbeitete in den Ressorts Sozialwesen, Wohnungsbau und Arbeit. 1927 heiratete sie den Agraringenieur Bohuslav Horák, 1933 kam ihre Tochter Jana zur Welt.
Früh engagierte sich Milada für die tschechische Frauenbewegung, sie gehörte in den dreißiger Jahren zu den wichtigsten Aktivistinnen des Nationalen Frauenrats. Sie forderte Gleichberechtigung von Mann und Frau und trat für das Recht auf Berufstätigkeit von Frauen ein. Sie bereiste halb Europa, um sich über die Frauenfrage zu informieren. Sie war Mitglied der Sozialistischen Partei. Die Bekanntschaft mit dem Präsidenten Masaryk verstärkte ihr Interesse an Politik.
Die tschechoslowakische Republik hatte sowohl gegen kommunistische Attacken zu kämpfen als auch gegen den sich unter Konrad Henlein ausbreitenden Nationalsozialismus. Mit wachsendem Entsetzen verfolgte Milada Horáková Hitlers aggressive Politik und nach dem Münchner Abkommen, in dem die Tschechslowakei Hitler ausgeliefert wurde, ging Milada in den Widerstand. Sie verhalf Emigrantinnen zur Flucht, versteckte politisch Verfolgte, arbeitete mit Hilfe von Flugblättern für politische Aufklärung. Bald wurden sie und ihr Mann von der Gestapo verhaftet, stundenlangen Verhören, Quälereien und Foltern ausgesetzt. Zwei Jahre war sie in der Gefängnisfestung Terezín eingekerkert, dann musste sie Zwangsarbeit in einer unterirdischen Munitionsfabrik in Leipzig leisten, schließlich kam sie ins Frauengefängnis nach Aichach bei München, wurde zum Tode verurteilt, zu acht Jahren Gefängnis begnadigt und 1945 von den Amerikanern befreit.
Zurück in Prag, nahm sie ihre politische Arbeit wieder auf. Ihrer Meinung nach konnte nur ein politischer Pluralismus die Freiheit der Gesamtheit, der Minderheiten und der Individuen gewährleisten. Im Geiste von Masaryk und Benes arbeitete sie wieder in der Sozialistischen Partei, war in der Frauenbewegung tätig und wurde Mitglied des Prager Parlaments. Alle Bemühungen, in der Tschechoslowakei wieder eine Demokratie aufzubauen, vernichtete der Sowjetkommunismus. Und wieder ging Horáková in den Widerstand gegen ein Unrechtsregime. Die Verhaftung durch die Kommunisten ließ nicht lange auf sich warten. Sie wurde der antisowjetischen Konspiration bezichtigt und wegen Hochverrats, Spionage und umstürzlerischen Verhaltens vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde am 27. Juni 1950 nach einem kommunistischen Schauprozess in Prag vollstreckt. Protesttelegramme aus aller Welt, darunter die von Einstein, Bertrand Russell, Churchill und Eleanor Roosevelt konnten nichts bewirken.
Text von Dr. Sibylle Duda, Hannover